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“Jeder vererbt etwas Schwäche”


Weit vom Stamm: Wenn Kinder ganz anders als ihre Eltern sind, von Andrew Solomon. Frankfurt: Fischer Taschenbuch, 2013.

Weit vom Stamm: Wenn Kinder ganz anders als ihre Eltern sind, von Andrew Solomon. Frankfurt: Fischer Taschenbuch, 2013.

von Julia Prosinger

Herr Solomon, Sie waren für den Pulitzer-Preis nominiert, „Saturns Schatten“ stand auf der „New York Times“-Liste der 100 besten Bücher des Jahrzehnts. In all Ihren Werken geht es um großes Leid. Zuletzt haben Sie elf Jahre lang 300 Eltern interviewt, deren Kinder schwer behindert sind …

… weil mich Menschen interessieren, die starkem Gegenwind ausgesetzt sind und das in Chancen für sich ummünzen. Mein letztes Buch „Weit vom Stamm“ handelt von Eltern, deren Kinder als unliebsamer Schock auf die Welt kommen. Schließlich schaffen sie es, diese Kinder zu lieben und sogar dankbar zu sein für die Schwierigkeiten, durch die sie zu besseren Eltern wurden.

Sie vergleichen darin Kleinwüchsige mit Hochbegabten, Kriminelle mit Babys, die bei einer Vergewaltigung gezeugt wurden. Was haben die einen mit den anderen zu tun?

Ich beschreibe die Geschichte von Lisa Hedley, die mit ihrer kleinwüchsigen Tochter im Aufzug stand, als eine andere Frau mit Kind reinkam. Das Kind hatte Down-Syndrom, sabberte. Lisa dachte: Mit meinem komme ich klar, mit ihrem könnte ich niemals umgehen. Als sie der Frau in die Augen schaute, stellte sie fest, dass die genau das Gleiche dachte – nur andersherum. Bei der Recherche zu dem Buch war praktisch jeder beleidigt von der Schublade, in die ich ihn steckte. Die Autisten sagten, wie können Sie mich neben Downies stellen, die Gehörlosen sagten, wir sind nicht so krank wie die Schizophrenen. Die Wunderkinder fragten: Was machen wir überhaupt in diesem Buch?

(To read the rest of the interview, please visit Der Tagesspiegel.)